© Foto Klaus M. Einwanger

Kinder dabei zu unterstützen, mit den kleinen und großen Herausforderungen des Lebens und des Alltags umzugehen, ist heute wichtiger denn je. Das hat sich nicht erst seit Beginn der Coronavirus-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine herumgesprochen. Zu keiner Zeit sonst gab es bisher ein so großes Wissen und Bewusstsein darüber, welchen Belastungen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind und wie sich dies auf ihre psychische Gesundheit und Widerstandskraft auswirkt.

In der Praxis gibt es unzählige Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu mehr psychischer Widerstandskraft, Resilienz, zu begleiten – und dies in den Familienalltag zu integrieren.

Resilienz, was war das noch einmal?

Resilienz kann als Immunsystem der Seele verstanden werden, als psychische Widerstandskraft und somit die Fähigkeit, sich an externe und interne Anforderungen wie Krisen, Katastrophen, Traumata und herausfordernde Alltagssituationen anzupassen und diese mental gesund zu bewältigen. Resilienz befähigt uns, Widrigkeiten zu widerstehen und uns von Rückschlägen und schwierigen Lebenssituationen zu erholen und daran zu wachsen. Mehr zum Resilienz-Begriff und den Faktoren, die Resilienz beinhalten, kannst du in meinem letzten Blog-Beitrag „Resiliente Kinder – Kann ich mein Kind im Alltag stark machen?“ nachlesen.

Resilienz fördern

Resilienz beinhaltet Fähigkeiten, an denen wir arbeiten und die mit der Zeit wachsen können. Genau das erfordert Zeit, Energie sowie Unterstützung – vor allem von Bezugspersonen. Wichtig ist auch nicht zu vergessen, dass das Vorhandensein von Resilienz nicht bedeutet, dass wir keinerlei emotionalen Stress oder Leid erleben – es geht eher darum, wie dieser verarbeitet werden kann.

Du musst nicht deinen kompletten Familienalltag umkrempeln, um gezielt Resilienz bei deinen Kindern zu fördern. Es gibt effektive Möglichkeiten, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Zum Beispiel in Bezug auf das Thema Emotionen.

Die Sache mit den Emotionen

Über Emotionen zu sprechen, diese sicher wahrzunehmen und beschreiben zu können, ist in unserer Gesellschaft eine große Herausforderung. Viele Menschen erleben, dass Emotionen als Tabu-Thema behandelt werden, ihnen wurde nicht vorgelebt oder beigebracht, über Emotionen zu sprechen. Die eigenen Emotionen sowie die anderer ganzheitlich und adäquat wahrnehmen zu können ist jedoch ein wichtiger Bestandteil von Selbst- und Fremdwahrnehmung und somit auch von Resilienz.

Nicht nur Kindern, auch uns Erwachsenen kann es schwerfallen, Emotionen zuzulassen, zu empfinden und zu benennen.

Im Alltag

Erwachsene haben eine wichtige Vorbildfunktion. Daher gilt: Sei ein gutes Vorbild und achte in deinem Alltag darauf, deine eigenen Emotionen klar wahrzunehmen und verbal zu beschreiben. Das kann deinem Kind helfen, für die eigenen Emotionen Worte zu finden. In vielen Situationen ist es zudem sehr hilfreich, wenn du die Emotionen deines Kindes verbalisierst.

Kinder müssen erst einmal lernen, was die verschiedenen Emotionen sind und wie sie benannt werden. Dazu gehört auch, dass wir ihnen erklären, wie sie diese wahrnehmen können, welche körperlichen Reaktionen Emotionen hervorrufen können und selbstverständlich auch, wie mit Emotionen umgegangen werden kann.

Frag dein Kind, wie es sich fühlt, ob es gerade fröhlich, traurig oder wütend ist und wie es das feststellt. Gib deinem Kind Einblicke, wie du dich fühlst, wenn du fröhlich bist und woran du das merken kannst.

Achte darauf, dass Kinder Zeit benötigen, bis sie ihre Emotionen wahrnehmen, benennen und mit ihnen umgehen können. Zunächst einmal ist es wichtig, Emotionen wahrzunehmen und zu verstehen. Du kannst darauf achten, die Gefühle deines Kindes anzuerkennen: „Ich wäre an deiner Stelle auch traurig, wenn ich mein Spielzeug verloren hätte.

Zum Basteln: Gefühle-Uhr / -barometer

Zum Thema Emotionen wahrnehmen gibt es unzählige Übungen und Bastelideen, einer meiner Favoriten ist die Gefühle-Uhr oder das Gefühlsbarometer. Eine Bastelanleitung hierzu findest du beim Klick auf den Button 🙂

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Die Gefühle-Uhr kann in Situationen zum Einsatz kommen, in denen es dir oder deinem Kind schwerfällt Emotionen zu benennen, du jedoch in den Austausch kommen möchtest.

Gefühls-Steine

Du kannst alternativ mit deinem Kind zum Beispiel „Gefühls-Steine“ bemalen. Auf dem nächsten Spaziergang sammelt ihr ein paar flache Steine, die ihr Zuhause bemalt. Jeder Stein steht dabei für ein Gefühl. Zum Beispiel malt ihr auf einen Stein eine Sonne, die für „Mir geht es gut. / Ich bin glücklich.“ Steht, auf einen anderen Stein vielleicht eine Regenwolke, die bedeuten kann „Ich bin traurig.“ Mit jüngeren Kindern kannst du auch Farben auswählen, die für Emotionen stehen und die Steine gelb, rot, blau und so weiter anmalen.
Die Steine kannst du unterschiedlich einsetzen. Zum Beispiel als Morgen- oder Abendritual, indem sich nacheinander jedes Familienmitglied den Stein aussucht, der gerade zum aktuellen Gefühlszustand passt, oder in Situationen, in denen es schwerfällt Gefühle zu benennen.
Tipp: Je nachdem, wie viele Familienmitglieder mitmachen möchten, kann auch jedes Familienmitglied „eigene“ Gefühls-Steine gestalten.

Spielerisch: Wörter suchen

Wer hat die meisten Wörter? Damit Kinder lernen, Worte für ihre Emotionen zu finden kannst du dies auch außerhalb der Situationen, in denen es um konkrete Emotionen geht, spielerisch fördern. Zum Beispiel indem du ein Spiel daraus machst, wer von euch die meisten Wörter zur Beschreibung der Emotion Ärger, mit all ihren Facetten, findet. Na, wer von euch kommt auf mehr Begriffe wie verärgert, mürrisch oder übellaunig? Du kannst auch mit deinem Kind gemeinsam überlegen, was wohl für jeden von euch der Unterschied zwischen verärgert oder mürrisch wäre und wie ihr dies feststellen würdet.

Musik? Tanz? Pantomime? Es gibt ganz verschiedene Wege zu den eigenen Gefühlen …

Neben den vorgestellten Ideen zum Thema Gefühle gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, sich bewusst mit unseren Kindern diesem Thema zu widmen. Dein Kind liebt Musik? Dann sucht doch einfach gemeinsam Songs raus, die verschiedene Emotionen hervorrufen und beschreibt diese. Tanzen ist ebenfalls eine großartige Möglichkeit, Gefühle auszudrücken. Oder ihr schneidet gerne Grimassen oder macht Pantomime? Überlegt zusammen, wie jemand aussieht der überglücklich ist.

Gefühle müssen wahrgenommen werden dürfen. Jedes Kind sollte erleben können, wie es ist traurig der wütend zu sein. Wir Erwachsenen können und sollten daher unseren Kindern diese Gefühle nicht vorenthalten, sondern sie dabei unterstützen, diese Erfahrungen zu machen und dabei im Bedarfsfall zur Seite zu stehen.

In meinem nächsten Blogbeitrag geht es um weitere Wege, resiliente Kinder großzuziehen.

Warum ich das mache, was ich tue & warum mich genau das so froh macht

Kammerpop fürs Kinderzimmer

Wenn ich heute singe, egal ob Oper, Tango oder Kammerpop im „Kinzergimm“ (eines meiner Geschwister fand als kleines Kind diesen tollen Namen), dann singe ich, weil ich von Herzen etwas mitteilen möchte. Wie schön, dass die englische und französische Formulierung für „auswendig singen“ etwas mit dem Herzen zu tun hat: „singing by heart“ oder eben „chanter par coeur.“ Und genau darum geht es: von Herzen kommt der Gesang, egal in welchem Genre und egal welche Töne dabei zum Ausdruck kommen.

Das Geheimnis ist der Atem, der Odem. Sein Raum sind nicht nur die Lungen. Diese liegen wie zwei Hände schützend ums Herz. Wenn ich mutlos oder ängstlich bin, dann wird alles flach und eng. Da kann kein Ton mehr steigen und fliegen. Wenn ich aber vertrauensvoll tief atme, die Luft genieße, als söge ich köstlichen Blumenduft bis in die äußersten Spitzen meiner Lungenflügel ein, dann wird mein Herz frei, meine Seele steigt. Wofür sind Flügel da, wenn nicht zum Fliegen?

Illu Blog

Dieses Gefühl von Freiheit beim Singen und Tönen kennen alle Menschen, egal ob groß oder klein, egal ob dem Schöngesang verpflichtet, im Death Metal zuhause oder aufgehoben im Gemeindechor. Singen ist so erhebend und wohltuend und gesundheitsfördernd!

Wie oft höre ich von Menschen: „Ich kann nicht singen“.

Bloß weil einst eine überforderte Tante oder ein vom Leben enttäuschter Lehrer diese jungen Flügel direkt stutzte mit den Worten: „Sei still, das klingt ja grauenhaft“ oder „Stelle dich in die letzte Reihe und bewege nur die Lippen.“

Grausame Körper- und Seelenverletzung!

Die Stimme ist die Verbindung zur Welt

Wir Menschen kommunizieren mit Stimme und Sprache. Beides sagt viel über uns aus, ist eben nicht nur Muskelarbeit, Membranbewegung und Gasaustausch, sondern eng verbunden mit unserem Gemüt und unserer Vorstellungskraft. Denke ich zum Beispiel an mein Lieblingsessen, und wie diese satte Portion Nudeln so wohlig in meinem Magen ruht, lege dabei meine Hände auf den Leib und summe ein freudiges „Mmmmmmmmh“, das ich von den höchsten Höhen meiner Stirn in die tiefsten Tiefen meiner Magengrube hinabsteigen lasse, dann klingt das garantiert so viel besser, als wenn ich beim Summen an „Zwerchfellspannung und Stimmlippenschluss“ denke.

Hier wirkt sie, die wunderbare Kraft der Phantasie. Sehnsucht nach dem Unsagbaren.

Die Neugier ist die heitere Schwester der Melancholie – beide kenne ich sehr gut. Beide haben diese unbestimmte Sehnsucht nach dem Unsagbaren – die eine in „Dur“ und die andere in „Moll”, um es musikalisch zu umschreiben. Und Musik war und ist immer da. Ich bin in einer musikliebenden Familie großgeworden: Mein Vater spielte Cello, meine Mutter sang, wir Kinder lernten alle ein Instrument, und es wurde und wird in der großen Großfamilie viel musiziert. Auch in mir drin war und ist immer Musik. Ich habe schon als Kind am Klavier sitzend versucht, diese kleinen Melodien, die ab und an angeflogen kamen, aufzuschreiben. Blöderweise, also grundsätzlich dankenswerterweise, ließen mich meine Eltern jedoch Geige lernen. Blöd daran war eben, dass ich damit zum einen kein Begleit,- besser Geleit-Instrument für meine Melodienforschung erlernte, und zum anderen, weil ich wirklich grauenhaft Geige spielte.

Noch heute bedaure ich es, nicht Gitarre spielen zu können (wer weiß, was die Zeit noch bringt).  Ein Freund nötigte mich eines Tages glücklicherweise, mir eine Ukulele anzuschaffen, um meine Lied-Ideen so festzuhalten und zu notieren, dass geduldige und phantasiebegabte Kollegen das fortan umsetzen können. Sein Plan ging auf. Dank der etwa sieben von mir verwendeten Ukulelengriffe flattert keine Melodie mehr vorüber, landet keine Idee mehr in der Gosse.

Ich habe auf meinen weiteren Wegen jedenfalls mit immer wieder neu geborenen Inspirationen mal mutig, mal übermütig in Revuen gesungen, Oratorien durchmessen, schlichte Chansons gehaucht und pompöse Popsongs geschmettert.

Hoffmanns Erzaehlungen Foto Manfred Vollmer
© Foto Manfred Vollmer

Musik für Kinder

Machst du nun Musik FÜR Kinder? Ganz klares NEIN. Ich mache Musik MIT Kindern, denn ich selbst bin als bekennender Kindskopf mitten dabei und weiß eines ganz genau: Es ist ein erwachsen-verwachsenes Hirngespinst zu glauben, du musst dich nur auf den Boden hocken und schon bist du mit diesen jungen Menschen auf Augenhöhe.

Das ist überhebliche Kleingeistigkeit oder Faulheit, die dir sofort um die Ohren fliegt. Diese frischen und unverbauten Wesen sind unverblümt und gnadenlos ehrlich in ihren Reaktionen, jede bemühte Behauptung wird schonungslos entlarvt.

Ich glaube auch hier gelten wieder nur Neugier und Sehnsucht. Will ich wirklich wissen, was die anderen bewegt, was sie umtreibt, was sie fröhlich macht? Was ihnen Vertrauen schenkt? Habe ich dieses Sehnen, immer wieder nach dem kleinsten, dem feinsten gemeinsamen Nenner zu suchen? Das bedeutet für mich Leben – und Liebe.

Amselgesang zum Sonnenaufgang

Eines wirklich schönen Tages im Februar saß ich am Fenster und beobachtete einen Amsler und lauschte, wie er sich mit seinem kunstvollen Morgenlied schier verausgabte. Da konnte ich nicht stillhalten. Schon flatterte die erste Melodie herbei und des Amslers Affäre blätterte sich vor meinem inneren Auge auf. Ich fing an zu schreiben, griff zur Ukulele – und zack: war es da, das Lied vom “Heiklen Heinrich“.

Mir ging dabei das Herz auf, so völlig frei zu phantasieren, frei zu schreiben und ebenso frei zu singen! Schlicht Atmen und Singen – die ganze Stimm-Technik reduzieren, um dem wahren Kern größtmöglichen Raum zu geben. Ohne Firlef(r)anz.

Das hat mich unvermittelt ganz nahe an mein eigenes Kindsein gebracht – unverstellt und offenen Herzens im angenehmsten Sinne naiv. Atmen und schauen. Neugier und Sehnsucht. Sonst Nichts.

Da war es wieder, dieses Gefühl, in die eigene Kindheit zu spazieren. Das gleiche Phänomen, wie wenn ich auch heute noch nach einem langen Spaziergang im Schnee in eine heiße Badewanne steige: Zack, genauso hat sich das schon mit sieben Jahren angefühlt. Oder wenn ich einen Löwenzahnstängel samt Blüte esse: Schwups, genauso schmeckte das schon der kleinen Franzi.

An den darauffolgenden Tagen gesellten sich weitere Charaktere zu meinem Heinrich: ein rhythmusbegabtes Eichhörnchen, eine Prinzessin Marie Käferin samt Hofstaat, sowie drei stattliche Hummeln. Mit ihnen erkannte ich das wohltuende Spiel von Luft und Atem mit Trotz und Hingabe nochmal ganz neu. Fragen wollen beantwortet werden: Wie können diese kleinen pelzigen Hummelpummelchen überhaupt fliegen? Wie kommt es in nassen Wolken zum feurigen Blitz? Wie kann sich das Licht nun bündeln und ganze Formen und Figuren verkehrt herum an die Wand werfen?

Rosepin, deine Welt ist schön

Die Idee, ein Album rund um das Mädchen mit den Zopfantennen zu schreiben, war geboren. Und das passende, reich illustrierte Kinderbuch mit Erzählung zwischen den Liedern und vielen kreativen Anregungen ist bereits in Arbeit…

Welch ein Segen, dass Karolina Golightly diese Figur und deren Kosmos in wunderschönen Bildern und Illustrationen verkörpert und Volker Kamp die Melodien in seinen liebevoll eingespielten Arrangements veredelt und vervollständigt.

Und wer wissen möchte, wie Rosepin zu ihrem Namen kam, kann mich gerne auf meinem Blog besuchen kommen, um von Rosen und anderen Duftnoten zu lesen…

Hi, hier ist Pia. 21 Jahre alt, selbstständige Künstlerin und… Nein, lasst uns doch mal poetischer anfangen:

Was ist Kunst?

Kunst ist ein Gefüge. Ein Gefüge an Formen jeglicher Art. Seien sie nun gedanklich oder körperlich. Immerhin steckt hinter vielen Kunstwerken nicht nur das wortwörtlich Greifbare (Musik und solche nicht-körperliche Kunst möchte ich aufgrund fehlender Expertise bitte ausschließen). Zumeist gibt es zu den Werken auch die dazugehörige individuelle, un- / bewusste, gedankliche Interpretation.

Kunst ist relativ un- und vergänglich. Etwas paradox. Aber: Man nehme ein Gemälde, ein Gebäude, ein Buch – alles altert und löst sich mit der Zeit auf. Die Gedanken zu einem Werk, auch das ist Kunst, können wiederum ein ganzes Leben lang bestehen und sogar an andere weitergegeben werden.

Kunst ist wie ein Anker in der Zeit – für die Erschaffenden und die Betrachtenden. Ist man als Künstler:in im Flow, scheint aus eigener Erfahrung die Zeit still zu stehen, obwohl viel passiert. Denn plötzlich entsteht etwas Neues. Aus Gedanken oder Gefühlen wächst etwas zum Sehen und / oder Anfassen. Auf der anderen Seite sind da die Betrachtenden, die sich in Gedanken verlieren und schauen, innerlich fühlen, hinterfragen, interpretieren oder einfach nur sind.

Dasein. Wenn ich meine Zeichnungen und Gemälde erschaffe, dann bin ich einfach. Dann bin ich präsent, denn es gibt kein „Vorher“ und kein „Nachher“, sondern einfach „Jetzt“ – einen Moment. Der Prozess des Schaffens wird mir erst klar, wenn ich mich wieder aus der Trance zurückhole, einen innerlichen Schritt zurückgehe und betrachte, ein paar Stunden vor- und zurückdenke.  Für mich ist diese Feststellung des „Sich-Verlierens“ verrückt, denn der Schaffensprozess ist rein objektiv mit Anstrengung verbunden. Ich bewege die Zeichenunterlage, um überall hinzukommen. Ich muss, egal ob analog oder digital, mal den Stift oder Pinsel austauschen. Für mich ist das mit überdurchschnittlicher körperlicher Anstrengung verbunden.

Beim Zeichnen ist mir dennoch der Prozess, oder eher der Moment, selbst von gleicher Bedeutung wie das Ergebnis am Ende und das finde ich unheimlich erfüllend.

Die kleinen kreativen Köpfe erkennen und fördern

Kunst ist für jedermann. Zeigt ein Kind begeistert seine Bauklotzkonstruktion, den frischen Sandkuchen oder sein kunterbuntes Straßenkreidegemälde? Dann hast du wohl eine:n Künstler:in vor dir stehen! Schätze die Kreativität des Kindes wert, zeige dies und kurble sie an.

Unterstütze, indem du die Gedanken des Kindes beispielsweise durch einen achtsamen Ausflug ins Rollen bringst. Oder ändere doch die Location und nehme die Materialien gleich mit auf den Spaziergang. Sieht das Kind irgendetwas Großartiges? Dann frag doch mal, ob es sich mit dir hinsetzen und es jetzt gleich nachbauen oder -zeichnen möchte. Das heißt nun aber nicht, dass es einer Dauerbeschallung von Eindrücken bedarf, denn manchen liegt eher die Fantasie als der Realismus. Diese Köpfe erschaffen vor allem in einer ruhigen Minute. Alle Künstler:innen haben ihre Eigenheiten und somit ist es auch sehr individuell, wie man fördern kann.

Kunst soll Spaß machen. Es taugt nichts, 20 Verbesserungsvorschläge für das nächste Werk zu machen oder dem Kind eine Tätigkeit anzudrehen, die es aus Sicht von Außenstehenden super kann, jedoch keine Freude bereitet. Alle Menschen und damit auch Kinder sollten das Hobby nicht vom Können und Talent abhängig machen, sondern davon, inwiefern einen die Tätigkeit erfüllt.

Gibt es etwas, was das Kind gerne macht, ist das super.

Von Belohnungen für Ergebnisse von Beschäftigungen, die die Kinder sowieso gern machen, sollte jedoch abgesehen werden. Das Kind soll nicht wegen der Belohnung malen, basteln, bauen, sondern wegen der Freude daran.

Tatsächlich kann die Motivation einer ehemals gern ausgeführten Tätigkeit durch Belohnungen sinken, wie bereits Lepper et al. (1973) zeigten. Diese Psychologen untersuchten Kindergartenkinder, die gerne mit bestimmten Stiften malten. Die Kinder sollten den Leitern der Studie etwas Schönes malen. Kindergartenkinder, denen bei einem schönen Bild eine Belohnung versprochen wurde, hatten nach dem Feldexperiment weniger eigene Motivation mit diesen Stiften weiterhin zu malen als zuvor, als es bei Kindern ohne Versprechung der Belohnung der Fall war. Zudem zeigten Kinder ohne versprochene Belohnung ‘schönere’ Bilder, wobei die Beurteilung durch Personen durchgeführt wurde, die nichts von der Zuteilung der Kinder zu Belohnungsversprechen (oder eben nicht) wussten.

Meine Reise durch die Kunst

Schon im Kindergartenalter liebte ich das Malen. Damals mit Filzstiften und Holzfarbstiften gleichermaßen. Ich malte wie die meisten anderen Kinder vor allem Tiere oder mal meine Kuscheltiere.

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Zu Grundschulzeiten begnügte ich mich dann zum Großteil mit Filzstiften oder Gelstiften (auch mal mit Glitzer- oder Metallic-Look, hehe). Holzfarbstifte waren bei mir nicht mehr ganz so angesagt, da bereits meine Muskelkraft nachließ. Durch eine fortschreitende neuromuskuläre Erkrankung namens Spinaler Muskelatrophie (SMA) Typ II verliere bzw. verlor ich an Muskelkraft, dazu aber in einem späteren Blog-Beitrag mehr. Jedenfalls waren nun Zeichnungen von Menschen voll mein Ding – Proportionen beherrschte ich noch nicht. Zeichnen und Malen waren zum richtigen Hobby geworden.

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Durch die ganze Übung wurden meine Techniken über die Zeit hinweg ausgefeilter, mein räumliches Verständnis ausgereifter und meine Motivation besser zu werden immer größer. Neben der Qualität erhob sich auch die Diversität meiner Werke. Hantiert habe ich seitdem mit alkoholbasierten Filzstiften, Wasserfarben und (weichen) Bleistiften, wodurch witzige, tiefgründige oder realistische Zeichnungen und Gemälde entstanden.

Was aber nicht mitziehen wollte, waren die Formate meiner Kunstwerke. Ab etwa 16 Jahren war meine Kunst in den meisten Fällen auf DIN-A5 zu verzeichnen, da sich mein Bewegungsradius mit den Jahren leise reduziert hatte. An der Qualität der Bilder änderte dies natürlich nichts! So sah das auch mein damaliger Ergotherapeut, welcher in mir mehr als die stille Hobbykünstlerin sah …

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Er meinte zu mir, dass meine Kunst es nicht verdiene, in Schubladen zu verstauben. Auch wenn mir – mit einem Zwinkern – bis zum heutigen Tage unklar bleibt, wie Staub durch Schubladen hindurch kommen soll. So gab ich also mit 17 Jahren meine erste eigene Kunstausstellung und verkaufte erstmals auf einem Künstlermarkt. Meine Zeichnungen ließen wir groß drucken, damit sie ihre Wirkung beim Betrachten voll und ganz entfalten können. Seitdem hatte ich mehrere Ausstellungen und liebe es nach wie vor, in die Gesichter zu blicken, die durch meine Bilder zum Nachdenken oder Lächeln angeregt werden.


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Ohrenflausen, Kunst und ich

Und nun?

Mittlerweile darf ich mich mit einem breiten Grinsen eine der Illustrator:innen der Hörboutique Ohrenflausen nennen! Ich gestalte mit Leidenschaft die Hörbuchcover und die dazugehörigen Begleitmaterialien, damit die Kinder Gehörtes verinnerlichen und selbst in die Welt freilassen können.

Nun kreiere ich also nicht mehr nur eine Kunsteinheit für sich, sondern ein Puzzleteil an Kunst, welches zusammengefügt mit den restlichen Teilen, Geschichten, Stimmen, ein Ganzes wird. Dieses wiederum macht einen kleinen Part der Reisen aus, die die Kinder und ihre Eltern oder andere Aufsichtspersonen machen – die Reise des Lebens. Ich hole mir diese Idee immer sehr gern ins Gedächtnis; den Gedanken, dass alles was wir sind und alles was wir sagen oder tun, ein kleiner, aber in der Summe und nach der Integration dennoch bedeutsamer Teil eines Lebens sein kann.

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Diese Arbeit gibt mir genau das, was ich brauche. Freiheit für meine Kreativität, nachhaltiger Austausch, Ausgleich zu meinem Studium – all das darf ich nun seit September 2021 hier erleben und sogar in Worten mit euch teilen und bin dafür von Herzen dankbar.

Referenz:

Lepper, M. R., Greene, D., & Nisbett, R. E. (1973). Undermining children’s intrinsic interest with extrinsic reward: A test of the “overjustification” hypothesis. Journal of Personality and Social Psychology, 28(1), 129–137. https://doi.org/10.1037/h0035519

© Foto Klaus M. Einwanger

Kann ich mein Kind im Alltag stark machen?

Wir alle wünschen uns starke Kinder, die kleine und große Herausforderungen im Alltag sicher bewältigen können. Die Resilienz bei Kindern zu fördern ist auf vielfältige Weise – und häufig sogar „ganz nebenbei“ – im Alltag möglich. Für vieles brauchen wir noch nicht einmal mehr Zeit, wir müssen nur genau hinschauen und dürfen auch unsere eigene Resilienz dabei nicht außer Acht lassen. Aber ganz auf Anfang:

Worüber sprechen wir eigentlich genau, wenn wir Resilienz meinen?

Du hast bestimmt schon beobachtet, dass Menschen mit schlimmen Erfahrungen wie Flucht, Krieg oder einer schweren Erkrankung ganz unterschiedlich mit dem Erlebten umgehen. Die Antwort, warum dies so ist, liefert die Resilienzforschung.

Resilienz zu definieren ist nicht ganz einfach. Allgemein versteht man unter Resilienz jedoch die Fähigkeit einer Person oder eines sozialen Systems, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und negativen Folgen von Stress umzugehen. Wichtig ist hierbei, dass es sich um eine situationsspezifische Ressource handelt. Gelingt es mir, in einer Lebenssituation besonders resilient zu sein, kann dies nicht automatisch auch auf andere Situationen übertragen werden. Man könnte auch sagen, dass Resilienz eine Fähigkeit ist die in Krisensituationen gelernte Bewältigungsmechanismen aktiviert.

Nicht ohne Grund wird Resilienz auch als das Immunsystem der Seele bezeichnet.

Natürlich spielen auch komplexe Genetik und Hirnentwicklung bei der Entwicklung von Resilienz eine Rolle.

Resilienzforschung: Schutz- und Risikofaktoren

Das Thema Resilienz findet auch wissenschaftlich immer mehr Beachtung. Eine Pionierstudie, die Kauai-Längsschnitt-Studie von Emmi E. Werner & Ruth Smith, wurde bereits von 1955 bis 1995 durchgeführt. Ganze 40 Jahre wurden 698 Kinder aus schwierigen Lebensverhältnissen durch ein interdisziplinäres Team begleitet und wichtige Erkenntnisse für die Resilienzforschung gewonnen. So konnte die Annahme, dass sich Kinder aus sogenannten Hochrisikofamilien sehr schwierig entwickeln widerlegt werden. Ein Drittel der Kinder entwickelten sich sehr positiv und zeigten zu keinem Untersuchungszeitpunkt Verhaltensauffälligkeiten, sie waren erfolgreich in der Schule und gut ins soziale Leben eingebunden.

Die Studie zeigte auch, dass sich Resilienz über den Zeitraum und je nach den Umweltbedingungen veränderte und bewies, dass bestimmte Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit ein Kind Resilienz aufbauen kann. Zu diesen Schutzfaktoren gehörten unter anderem das Erleben von Akzeptanz und Respekt, das gelungene Anpacken und Lösen von Problemen und emotionale Bindung.

Auch weitere Studien zeigten verschiedene Schutz- und Risikofaktoren auf. Die Schutzfaktoren können uns dabei helfen zu verstehen, was im Zusammenhang mit Resilienz gefördert werden kann. Eines dabei vorweg: Alle Menschen sind individuell sehr unterschiedlich. Wir haben unterschiedliche Persönlichkeiten, psychische und physische Voraussetzungen sowie Lebenserfahrungen, um nur ein paar Aspekte zu nennen. Welche Schutzfaktoren somit für ein Kind besonders relevant sind, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Resilienz lässt sich auch nicht als ein Wundermittel gegen psychische Belastungen und Erkrankungen verstehen, ebenso können wir nicht alle Herausforderungen für Kinder und Jugendliche lösen. Was wir jedoch tun können ist Resilienz zu fördern!

Wichtig: Das Thema Resilienz betrifft uns alle, daher sollte auch die eigene Resilienz – und ihre Förderung, beachtet werden. Und übrigens: In den letzten Jahren beschäftigten sich auch immer mehr Institutionen wie Kindergarten und Schule mit dem Thema, es gibt bereits verschiedene praxiserprobte Resilienz-Konzepte.

Was gehört alles zu Resilienz dazu?

Auf persönlicher Ebene wurden in der Forschung besonders sechs Kompetenzen bei der Bewältigung von Herausforderungen, Entwicklungsaufgaben und Krisen identifiziert, die eine besondere Rolle spielen.

Zu diesen Faktoren gehören

  • Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • Selbstwirksamkeit
  • Selbststeuerung
  • Problemlösen
  • soziale Kompetenzen
  • Stressbewältigung
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All diese Faktoren sind nicht unabhängig voneinander und es gibt darüber hinaus noch weitere Resilienzfaktoren, wie beispielswiese ein positives Erziehungsverhalten der Eltern.

Basierend auf den genannten Faktoren können wir jede Menge Ideen sammeln, wie wir die Förderung von Resilienz in unserem Alltag integrieren können – zur Förderung der Resilienz von Kindern, Jugendlichen und auch unserer eigenen. Wie Resilienz gefördert werden kann, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren – wie beispielsweise dem Alter und anstehenden Entwicklungsschritten ab. Resilienz ist ein ressourcenorientierter Ansatz, die Stärken des Kindes stehen somit im Vordergrund.

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© Klaus M. Einwanger

Förderung des Selbstwertgefühls

Wie die Förderung von Resilienz aussehen kann, lässt sich anhand der Förderung des Selbstwertgefühls beispielhaft darstellen. Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl zu haben bedeutet, dass wir uns selbst und unseren persönlichen Wert anerkennen und wertschätzen. Dass umfasst, dass wir eine positive Einstellung haben, uns selbst für wertvoll halten und von unseren Fähigkeiten überzeugt sind.


Übung für die alltägliche Praxis

Um bei Kindern das Selbstwertgefühl zu fördern, lässt sich eine einfache „Was-ist-gut-gelaufen-Übung“ hervorragend in den Alltag integrieren. Diese Übung kann zum Beispiel so gestaltet werden, dass sich jeden Abend – als Ritual – Elternteil und Kind gegenseitig drei gute Momente des Tages erzählen.

Die Übung kann nach Belieben abgewandelt und beispielsweise verkürzt werden, indem nur ein positiver Moment beschrieben wird. Sie kann auch weiter ausdifferenziert werden: durch das Hinterfragen, was derjenige dazu beigetragen hat, dass es gut lief.


Bei dieser Übung wird der Blick für die positiven Momente geschärft und positive Gefühle erzeugt sowie das Wohlbefinden gesteigert. Ganz nebenbei wird außerdem trainiert, sich gegenseitig aktiv zuzuhören.

Ob Kinder im Alltag stark gemacht werden und hinsichtlich Resilienz gefördert werden können lässt sich also mit einem ganz klaren, deutlichen „JA!“ beantworten. Welche weiteren Übungen in den Alltag integriert werden können, wie genau das geht und konkret verschiedene Resilienzfaktoren gefördert werden können – darüber mehr im nächsten Blogbeitrag von mir.


© Foto Klaus J. A. Mellenthin

Geräuschteppiche gegen den Lärm der Welt?

In den letzten Jahren wurden Kanäle und Apps mit einem Angebot aus stundenlangen Natursounds wie ‘leichter Sommerregen aufs Zeltdach’ oder eingermaßen monontem Grillenzirpen immer beliebter und zum Lifestyle-Tool für gestresste Erwachsene auf der Suche nach Erholung. Zwitschernde Kunststoffboxen werden für einen entspannten Aufenthalt auf der Toilette empfohlen und man erinnert sich sehnsüchtig an die eigene Kindheit zurück und an den seligen Schlaf auf dem Rücksitz des schnurrenden Autos der Eltern.

Entspannung im Regenwald?

Geräusche aus der Natur (zum Beispiel Wellen, Gewitter, Regen oder Wind) wirken aufgrund des höheren Assoziationspotentials oft weniger befremdlich als die rein technisch komponierten Flächen. Doch auch hier mischen sich unzählige Tonlagen zu komplizierten Frequenzen. Es gibt so viele verschiedene Töne, die durch diese natürlichen Kräfte erzeugt werden, dass solche Geräuschkulissen dieselbe Kraft haben, wie das künstliche weiße Rauschen (eine Tonschicht aus allen für das menschliche Ohr wahrnehmbaren Frequenzen (20 bis 20.000 Hz)). Doch hängt die Wahl von dienlichen Hintergrundgeräuschen ganz von der Intension der Hörenden ab und die kann sehr unterschiedlich sein:

  • Entspannung bis hin zum Einschlafen

  • Versinken in das freie Spiel

  • Konzentration auf Übungen und konkrete Aufgaben

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Aufgrund des Assoziationspotentials eigenen sich Naturgeräusche beispielsweise eher für die Kategorien ‚Freies Spiel‘ und ‚Entspannung‘ als für ‚Konzentration‘ – die Gedanken wandern zu gerne zu dem Bachlauf, der voller nachmittäglicher Abenteuer steckt, statt auf dem Blatt mit der Hausaufgabe zu bleiben …

Ähnlich wie bei der erforschten Wirkung von beispielsweise so genanntem White Noise, helfen unsere Klangzelte, das Kind vor unregelmäßigem Lärm zu schützen – so dass es sich ganz auf die gewünschte Situation einlassen kann.

Unsere Klangzelte sind so dicht, dass störende Hintergrundgeräusche verschluckt werden.

Die Kompositionen aus elektronischen und natürlichen Geräuschen, sowie akustischer Musik, wirken wie schützende Zelte, können beruhigen und entspannen und sind sogar trancefördernd. Oder sie fördern die Konzentration, indem sie die Wahrnehmung stimulieren und so klares Denken ermöglichen.

Evolutionär bedingt ‚patrouilliert‘ das Gehirn ständig auf der Suche nach Gefahrenquellen und reagiert auf alle Spontangeräusche – es hat das konstante Bedürfnis, stimuliert zu werden. Klangzelte senden stetige Impulse an das Ohr, ohne es durch besonders hohe oder tiefe Frequenzen zu überstrapazieren, und dadurch entspannt sich das Gehirn zunehmend. Die Kombination von Tönen aller verschiedenen Frequenzen (bei White Noise 20.000 Töne, die alle zur gleichen Zeit gespielt werden) verhindert, dass Zufallsgeräusche bis ans Kinderohr vordringen bzw. sie hilft dem Kind, diese zu ignorieren.

White Noise oder Weißes Rauschen – was ist das eigentlich?

Es wird unterschieden zwischen zwei Arten von ‘Weißem Rauschen’: hohe und tiefe Tonfrequenzen. Sie wirken vollkommen gegensätzlich.

Hohes weißes Rauschen klingt rau, zischend, weinerlich und nervig – wie Sirenen, Alarmtöne, Pfiffe oder Schreie. Diese Geräusche ergeben dann Sinn, wenn man die Aufmerksamkeit von jemandem wecken will (und es funktioniert dadurch auch, um beispielsweise das schreiende Baby zu beruhigen). Zum Schlafen jedoch sind sie denkbar ungünstig.

Das tiefe Rauschen klingt dumpf, dröhnend und hypnotisierend und erinnert an das monotone Geräusch von fahrenden Autos und Flugzeugen, an Regen auf dem Dach oder an einen langweiligen Vortrag. Mit diesen Geräuschen weckt man keine Aufmerksamkeit – aber sie sind perfekt, um jemanden in den Schlaf zu wiegen.

Einschlafhilfe für Babys?

Interessanterweise hören sich die Geräusche in der Gebärmutter anfangs rau und zischend an, aber die weichen Wände der Gebärmutter und das Meer aus Fruchtwasser filtern die hohen Frequenzen heraus, übrig bleibt ein tiefes, donnerndes Rumpeln.

Monotone Geräusche, die das Baby an seine Zeit im Mutterleib erinnern, haben einen beruhigenden Effekt. Bereits ab dem 6. Schwangerschaftsmonat können Babys verschiedene dezente Geräusche wie gedämpfte Töne, den Herzschlag der Mutter oder sogar das monotone Rauschen der Gebärmutter hören.

Die Forschung zeigt, dass sich ununterbrochene Klangteppiche wie ein Fön oder der Regen auf dem Dach als viel wirkungsvoller erweisen – im Vergleich zu einem Herzschlag, Meereswellen oder Naturgeräuschen.

Deshalb haben wir für Säuglinge erprobte und bewährte Einschlafgeräusche* in die Hörboutique aufgenommen.

interessant:

Eltern verwenden intuitiv die richtige Tonhöhe, um ihr schreiendes Baby zu beruhigen. Sie beginnen mit einem lauten, zischenden Schhhh-Geräusch und werden dann langsam tiefer und leiser, während sich das Baby entspannt.

Werner A. Deutsch: Psychoakustik, Wien 2002
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

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© Klaus J. A. Mellenthin

Klangzelte – Wirkung und Nebenwirkung

Der Einsatz der Klangzelte kann also beispielsweise Konzentration fördern, oder auch Kopfschmerzen und andere Stresssymptome lindern. Aber: Die Menge macht das Gift. Und auch hier gilt, dass übermäßiger Gebrauch – drei Stunden oder länger am Stück – die gegenteilige Wirkungen hervorrufen kann.


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© Jolma Collective

* Die Kollegen von Jolma Collective produzieren eine Auswahl an Alltagsgeräuschen als Einschlafhilfe (nicht nur für Säuglinge!), die bereits millionenfach über Youtube, Spotify, Siri und andere Portale genutzt werden. Bei uns könnt ihr einzelne Sounds kaufen und habt sie so jederzeit, ohne zu streamen und werbefrei zur Hand. In optimaler Spiellänge von 60 Minuten.

Quellen:

Summer, J. 2022: White Noise. In: Sleep Foundation a OneCare Media Company.

https://www.sleepfoundation.org/noise-and-sleep/white-noise, 27.04.2022, 10:40 Uhr

University of Sussex 2017: It’s true: The sound of nature helps us relax. In: ScienceDaily.

https://www.sciencedaily.com/releases/2017/03/170330132354.htm, 27.04.2022, 10:37 Uhr

Stanchina, M./Abu-Hijleh, M./Chaudhry, B./Carlisle, C./Millman, R. 2005: The influence of white noise on sleep in subjects exposed to ICU noise. In: ScienceDirect Sleep Medicine Journal, Vol.6, Issue 5, September 2005.

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1389945704002242, 27.04.2022, 10:46 Uhr

Lopez, H./Bracha, A./Bracha S. 2002: Evidence Based Complementary Intervention for Insomnia. In: Hawaii Medical Journal. Vol.61, September 2002.

https://web-archive.southampton.ac.uk/cogprints.org/5032/1/2002_H.M.J_White-noise_for_PTSD.pdf, 27.04.2022, 11:02 Uhr

Afshar, P.F./Bahramnezhad, F./Asgari, P./Shiri, M. 2016: Effect of White Noise on Sleep in Patients Admitted to a Coronary Care. In: PubMed Central. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4923834/, 27.04.2022, 10:35 Uhr

© Foto Klaus M. Einwanger

Wer wir sind und was wir gemeinsam erreichen wollen.

In verschiedenen Projekten verbunden, arbeiten wir alle schon seit vielen Jahren miteinander an Produkten für Kinder und Erwachsene. Wir konzipieren und produzieren Musik, pädagogische Lehrwerke, Spiele, Erzählungen und mehr; fast ausschließlich als Dienstleister für andere Verlage und Medienunternehmen, Trägerorganisationen und Bildungseinrichtungen.

Vor einiger Zeit entstand dann der Wunsch, unabhängig von Aufträgen weitere Inhalte zu kreieren, von denen wir überzeugt sind. Um in direktem Kontakt mit den Familien zu stehen und um unseren und Euren Ansprüchen an schöne Produkte für Kinder gerecht zu werden.

Wenn viele Kreative sich mögen, dann entstehen Ohrenflausen!

Ohrenflausen ermöglicht es uns, gemeinsam hochwertige Produkte zu erschaffen, in die unser gesamtes Knowhow und unser ganzes Herzblut einfließen. Zudem sucht unsere Redaktion nach und nach Lizenztitel aus, die wir empfehlenswert finden und euch anbieten möchten, deren Inhalte wir kennen und beschreiben. Eine schöne Mischung aus Klassikern der Kinderliteratur, ‚modernen Klassikern‘ und Neuerscheinungen. Wir möchten ein überblickbares Angebot zusammenstellen, aus dem Ihr mit wenig Zeit gute Unterhaltung auswählen könnt – wie in einer Boutique!

Was wir untereinander pflegen, soll sich auch in den Geschichten und in der Musik widerspiegeln:
Freude am Alltag, wertschätzende Begegnung, Toleranz und Teilhabe, Nachhaltigkeit und sorgsamer Umgang mit den Ressourcen. All das wünschen wir uns auch im Kontakt mit allen, die sich Ohrenflausen nach Hause holen.

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Aber natürlich soll unser Vorhaben nicht zum Selbstzweck werden!

Wir wollen mehr als ‚nur‘ Unterhaltung sein.

Wir wollen dabei helfen, Erinnerungen zu schaffen, sich in der Welt zurechtzufinden, Wertschätzung zu erfahren …

Wir wollen ‚Wertvolles‘ produzieren, doch: Was hat für euch Wert? Für was wollt ihr uns durch euren Einkauf einen Energieausgleich zukommen lassen, mit dessen Hilfe wir uns weiterhin auf die Entwicklung von Geschichten und Musik für euch und eure Familien konzentrieren können?

Wir starten auf der Grundlage von vielen Jahren Erfahrung und genauer Marktbeobachtung und wollen uns ständig entlang eurer Wünsche weiter herausfordern. Deshalb freuen wir uns sehr auf Rückmeldungen zu Ohrenflausen und unserem Angebot:

In welchen Reihen könnt ihr das Erscheinen der nächsten Folge kaum erwarten? Welche Inhalte wünscht ihr euch noch? Was gefällt euch nicht so gut und was vermisst ihr? Über was würdet ihr gern im Blog lesen? Schreibt uns, kommentiert unsere Blogartikel, folgt uns auf Instagram und Pinterest und gestaltet so an den Inhalten mit – lasst uns gemeinsam eine Adresse für wertvolle Inhalte für Kinder sein.

Wir freuen uns auf euch!

Folgt uns doch auf INSTAGRAM, PINTEREST und auf diesem Blog, um mehr über die Ohrenflausen und alle Beteiligten zu erfahren.


* Ohrenflausen Originale

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Mit ‘Ohrenflausen Original’ kennzeichnen wir die Reihen und Titel, die von unserem Team konzipiert und produziert wurden. Wir legen Wert auf besondere Ideen und Themen, lassen Fachleute die jeweiligen Gebiete recherchieren und Bücher schreiben. Dazu haben wir ein sensibles Lektorat, eine tolle Designabteilung, detailverliebte Illustrator:innen … und kein Produkt kommt in unseren Shop, auf das nicht das gesamte Team stolz wäre!

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Eine kurze Geschichte über den Schlafbringer

“Der Sandmann kommt!”. Wir alle kennen diesen Satz und haben ihn so oder so ähnlich in unserer Kindheit gehört. Sei es, wenn wir abends müde wurden und uns die Augen zufielen, oder wenn wir uns morgens noch müde den “Schlafsand” aus den Augen rieben: “Oh – war das Sandmännchen da?”

Das Sandmännchen – wir denken dabei wahrscheinlich an das allseits bekannte Sandmännchen aus dem Fernsehen, mit dem weißen Ziegenbärtchen, den Knopfaugen und der Mütze, welches abends kommt, eine Geschichte erzählt und uns dann den Schlafsand in die Augen pustet.

Aber woher kommt der Sandmann eigentlich und warum?

Der Sandmann ist im deutschen Sprachraum schon seit mindestens 250 Jahren bekannt*(1) und auch da bereits als Idiom. Beispielsweise in einem Wörterbuch aus dem Jahr 1798:

“Der Sandmann (…) 1) Ein Mann, der Sand führet, Sand verkauft. Im Scherze sagt man auch zu den Kindern, wenn sie schläfrig werden, und sich die Augen reiben, als wenn man ihnen Sand hinein gestreuet hätte, der Sandmann komme.”

Diese Sandhändler, auf welche hier Bezug genommen wird, waren ein weit verbreiteter, ärmlicher Berufsstand. Reisendes Volk, das Sand in verschiedener Körnigkeit feilbot: zum Dielen putzen, um Töpfe und Pfannen zu schrubben, zum Hände waschen. Sand war aus dem Haushalt genau so wenig wegzudenken wie Soda oder Seife. Man darf sich vorstellen, wie am Samstag die ganze Wohnung voller Sand gestreut wurde, welcher die Feuchtigkeit aus den Dielen zog und mit dem die Verunreinigungen aller Art einfach weggeschmirgelt wurden. Der Beruf der Sandleute ist bis ins 20. Jahrhundert belegt, bis der Sand schließlich durch synthetische Putzmittel abgelöst wurde.

Dass der Sandmann auch Geschichten bringt, ist sehr wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass in einer unvernetzten Welt reisendes Volk stets ein Quell von Nachrichten und Geschichten war. Geschichten, die wiederum den Kindern vor dem Einschlafen erzählt wurden, bis die sich müde die Augen rieben.

Ein Sandverkäufer ist er also, unser Sandmann. Aber warum bringt er uns Träume? Und was sind Träume? Um das zu ergründen, müssten wir ein wenig tiefer graben – was wir in einem nächsten Blogartikel ‚TRÄUME – Morpheus und der Schlafmohn‘ machen werden.

Lasst uns hier also zunächst einen Blick auf die Sandmanndarstellungen unserer Zeit werfen. Die Geschichte des Sandmanns findet sich in keinem bekannten Märchen der Brüder Grimm oder in sonstiger Schriftform. Zumindest keine über das Männchen, welches Schlafsand und Träume bringt und Geschichten erzählt.

Der erste ‚Soloauftritt‘ des Sandmannes, an den wahrscheinlich die meisten von uns im ersten Moment denken, findet erst im Jahre 1959 im Deutschen Fernsehfunk der DDR statt. Dieser hat sich die Figur nicht ausgedacht, soviel wissen wir schon.

Und auch der Gastauftritt im Märchen “Peterchens Mondfahrt” war nicht die Geburtsstunde dieser Legende …

Ole Augenschließer

Ole Lukøje ist eine Erzählung des Dichters Hans Christian Andersen, welche im Jahr 1841 veröffentlich wurde. Sieben Nächte lang besucht Ole den kleinen Hjalmar und erzählt ihm eine Geschichte zum Einschlafen. Im Gepäck hat Ole zwei Schirme, einen mit Bildern auf der Innenseite und einen bilderlosen. Den ersteren spannt er über artigen Kindern auf und bringt ihnen so Träume, der zweite ist für unartige Kinder, welche eine traumlose Nacht bekommen.

Zum Einschlafen verschließt er die Augen der Kinder mit süßer Milch. Hier liegt die Vermutung nahe, dass es sich dabei um Schlafmohn*(2) handelt.

Es ist eine recht sonderbare Erzählung, wenn man sie so liest. Aber sie wird gerne als Ursprung der Sandmann-Legende gesehen. Sehr viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass Andersen unter anderem von E.T.A. Hoffmanns*(3) Sandmann inspiriert wurde. Andersen war in der deutschen Literatur sehr bewandert und “Der Sandmann” erschien rund 25 Jahre vor Ole Augenschließer, im Jahr 1816.

Hoffmann und die Schreckgestalt

In Hoffmanns Schauergeschichte wird der junge Nathaniel von der Mutter mit den Worten: “Der Sandmann kommt!” zu Bett geschickt und als er im Bett liegt, hört er ihn mit schweren Schritten die Treppe hinaufgehen und bekommt Angst. Als er die Mutter darauf anspricht, klärt sie das Missverständnis auf und sagt ihm:

“Es gibt keinen Sandmann, mein liebes Kind, (…) wenn ich sage, der Sandmann kommt, so will das nur heißen, ihr seid schläfrig und könnt die Augen nicht offen behalten, als hätte man euch Sand hineingestreut.“*(4)

Diese Schauergeschichte ist der Grundstein für ein ganzes Sammelsurium an düsteren Auftritten der Schreckgestalt Sandmann:

Sei es in Songtexten von Metallica (“‘Til the sandman, he comes – sleep with one eye open…“) oder Rammstein (“Nun, liebe Kinder, gebt fein acht. Ich bin die Stimme aus dem Kissen…”) oder in den berühmten Comics von Neil Gaiman, die bald auch als TV-Serie erscheinen.

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E.T.A. Hoffmann – Der Sandmann

Ein multimedialer Star ist der Sandmann schon lange. Schon in den frühen Fünfzigern hieß es im Radio “Rot-Weiß-Rot”, einem Sender in Österreich unter Leitung der amerikanischen Besatzungsmächte, allabendlich: “Ich bin’s, der kleine Sandmann. Und ich komm, um meinen kleinen Freunden eine Gute Nacht zu sagen.” Vielleicht kurz nachdem die aktuelle Nummer 1 der Billboard Charts – “Mr. Sandman” von The Chordettes – gespielt wurde…

Diese Sendung inspirierte das Radio DDR zu ihrer Sendung “Der Sandmann kommt.”, welche dort den von Ilse Obrig inszenierten Abendgruß ablöste. Ilse Obrig ging in den Westen zum SFB und so kam es, dass der Sandmann plötzlich zwischen die Fronten des Kalten Krieges geriet.

Unser Sandmännchen und die Kraft der Träume

Über die Kraft der Träume wusste schließlich auch der stellvertretende Intendant des ostdeutschen Staatsfernsehens Walter Heynowski Bescheid. Als ihm die Ankündigung für eine westdeutsche Sandmännchen-Fernsehproduktion unterkommt, schreibt er in einer Hausmitteilung an das Kinderfernsehen: “…beiliegende Notiz beweist, daß der SFB mit seinem ‘Sandmännchen’ unseren Abendgruss zur gleichen Minute täglich kontern will. Es zeigt sich also, daß wir mit unserer Sendung auch bei den Westberliner Kindern und deren Eltern ‘ankommen’. Also grosse politische Wirkung durch Emotionen (…) die gegnerische Absicht, uns Zuschauer abzunehmen, darf nicht unterschätzt werden.”

Das DFF handelte schnell und produzierte innerhalb von zwei Wochen den ersten Sandmann-Rahmen und ging sogar noch eine Woche vor dem Westen damit auf Sendung. Man hatte keine Kosten und Mühen gescheut und die Sendung so aufwendig wie möglich produziert. Das machte sich auch bemerkbar, denn die Sendung des DFF, welche betont “Unser Sandmännchen” genannt wurde, war ein voller Erfolg, während das West-Sandmännchen mehrere kuriose Iterationen durchlief und immer wieder abgesetzt wurde.

Das Ost-Sandmännchen hingegen ist bis heute auf Sendung, hat schon über 20,000 Folgen auf dem Buckel und sein Fuhrpark ist über die Jahre auf über 300 Fahrzeuge angewachsen…

Duwaddiwaddi schwebt auf Wolke Sieben

So ist der Sandmann – trotz Medienruhm – also bis heute ein Kind der mündlichen Überlieferung, ein mitteleuropäisches Fabelwesen, welches nie eine eigene Geschichte bekommen hat, vielleicht auch deswegen, weil der Sandmann es selbst ist, der die Geschichten bringt… – ?

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© Klaus M. Einwanger

Oder ist es so: Ist das knopfäugige Männlein aus dem Fernsehen der einzige bekannte Sandmann, der sich hat erwischen lassen und so seine Wolke verloren hat.*(5)  Ein Umstand, der einen Fuhrpark von 300 Fahrzeugen mehr als erklären würde, denn was ersetzt schon eine richtige, echte Wolke?

“Gar nichts!” – würde Duwaddiwaddi sagen, der Sandmann-Schüler, der gerade das Wolkenfliegen gelernt hat und es um nichts mehr missen möchte.

Warum es Sandmann heißt und nicht Sandfrau, oder Sandmensch, fragen wir die Sandmannmeisterin. “Ach, das sind alles menschgemachte Bezeichnungen.”, winkt sie ab. “Die haben doch keine Ahnung! Aber wir können sie ja schlecht korrigieren ohne aufzufallen. Und eh klar – ein SandMANN hat sich erwischen lassen?! Wäre mir nie passiert.”


(1) Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung aus dem Jahr 1798, Online; vgl. auch Catholicon ou Dictionnaire universel de la Langue Francoise Volume 5 von Johann J. Schmidlin, 1771, Online: “Man sagt im gemeinen Leben scherzhaft: le petit bon homme le prend, d.i. der Schlaf überfällt ihn; vulgo der Sandmann kommt.”

(2) Opium war in der Form von Laudanum über vier Jahrhunderte hinweg bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein ein äußerst beliebtes und erschwingliches Allheilmittel, für Husten, Schmerzen und allerlei sonstige Gebrechen und wurde auch Kindern in niederen Dosen zum Schlafengehen verabreicht.

(3) E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann, 1816

(4) Es ist die alte Pflegerin der kleinen Schwester Nathaniels, die dem jungen Nathaniel die Horrorgeschichte vom Augen-ausreißenden Sandmann erzählt – damit dieser sein Bett abends nicht mehr verließe und sich brav schlafen lege.

(5) aus Duwaddiwaddi im Reich der Mitte, Hagen v.d. Butte, 2022

Quellen:

„Der Sandmann als Fabelfigur und Medienstar“, Volker Petzold, Volkskunde in Rheinland-Pfalz 19/1, 2004, unter: http://digitale-kulturanthropologie.de/wp-content/uploads/2011/09/19-1.2004-Sandmann.pdf (abgerufen am 19.04.2022)

„Das Sandmännchen wird 60: Kult bei Klein und Groß“, Peter Zander, Berliner Morgenpost, unter: https://www.morgenpost.de/kultur/article227711609/Das-Sandmaennchen-wird-60-Kult-bei-Klein-und-Gross.html (abgerufen am 19.04.2022)

„Ole Lukoie, the sandman“, unter https://andersen.sdu.dk/forskning/motiver/vismotiv_e.html?id=77 (abgerufen am 19.04.2022)

„Ole Luk-Oie“, Hans Christian Andersen, unter: https://www.projekt-gutenberg.org/andersen/maerchen/chap100.html (abgerufen am 19.04.2022)

„Die Geschichte des Sandmännchens“, unter: https://www.sandmann.de/frueher/ (abgerufen am 19.04.2022)

„Drogen und Gesellschaft“, Viktoria List, GRIN Verlag, München, 1996, unter: https://www.grin.com/document/103907 (abgerufen am 19.04.2022)

© Foto Klaus M. Einwanger

Das Ohrenflausenredaktionsteam hat sich mit Elli Macht unterhalten und hier lest Ihr den ersten Teil des Interviews. Wir freuen uns auf Eure Erfahrungen zu diesem Thema! Kommentiert gern im Anschluss an den Artikel.

Was ist ein ‚fittes Kind‘?

Bewegung liegt in der Natur des Menschen und jedes Kind hat den intuitiven Drang zur Bewegung. Leider wird der in unserer heutigen Gesellschaft schon sehr früh unterdrückt. Die neuzeitliche Sorge, mein Kind könnte sich verletzen, schränkt Kinder hier stark ein, aber auch der Leistungsdruck z.B. in der Schule trägt maßgeblich dazu bei. Dabei sollte ein Kind sich jeden Tag bewegen, rennen, toben, klettern. Eine Fehlhaltung aufgrund von Bewegungsmangel, eine Depression und ADHS oder sogar Adipositas-Erkrankungen sind langfristig gesehen wesentlich gefährlicher als ein aufgeschlagenes Knie, eine Gehirnerschütterung oder ein gebrochener Arm. Um ein Kind fit zu halten, sollte es sich jeden Tag bewegen, den ganzen Tag. Unsere Denkweise ist in der heutigen Zeit verkehrt: Wir denken darüber nach, ob sich unsere Kinder täglich ein oder zwei Stunden bewegen sollten – viel eher sollte man darauf achten, dass sie ein bis zwei Stunden am Tag zur Ruhe kommen sollten.

Ein fittes Kind braucht Bewegung, und zwar wesentlich mehr, als ihm in der Regel zugestanden wird.

Dazu kommt natürlich eine stabile soziale Umgebung und gesunde Ernährung.

Wie schaffe ich es, dass mein Kind eine gesunde Einstellung zu und Spaß am Sport hat?

Die gesunde Einstellung zum Sport beginnt schon im Babyalter. Ein Kind sollte nicht eingeschränkt werden. Ein Beispiel: Das Kind lernt laufen und das erste was die Eltern machen, ist die Treppe zu versperren. Dabei lernt das Kind nicht die Treppe hoch- oder runterzukommen, sondern: „das ist gefährlich, ich muss aufpassen, ich kann das noch nicht!“. Diese Hemmungen werden dem Kind schon in den ersten Lebensmonaten aufgedrängt. Anstatt ausprobieren zu können und gezeigt / beigebracht zu bekommen, wird Sorge kommuniziert und zum „Nichtmachen“ animiert. So lässt allmählich die Lust auf Bewegung nach und macht der Sorge Platz. Wenn wir aber unsere Kinder von Beginn an motivieren, sich zu bewegen und den Forscherwillen unterstützen, lernt das Kind, dass es Spaß macht, sich zu bewegen. Und mal ganz ehrlich: Das Risiko einer ernsthaft gefährlichen Verletzung beim Bäumeklettern ist sehr gering.

Wieviel Sport ist gut?

Für Kinder, die es von klein an gewohnt sind, sich zu bewegen, gibt es keine Obergrenze an Sportzeit. Ich rede hier allerdings von einem gesunden und natürlichen Sport und nicht von Leistungssport und dem damit verbundenen Leistungsdruck. Anders verhält es sich allerdings bei größeren Kindern, die sich bisher eher wenig bewegt haben. Der Körper ist in diesen Fällen nicht vorbereitet und sollte behutsam an den Sport herangeführt werden, um keinen Schaden zu nehmen. So ist zum Beispiel die Muskulatur nicht stark genug, um gewisse Bewegungen zu halten, oder Sehnen sind verkürzt.

Wie motiviere ich mein Kind, wenn ich selbst unsportlich bin?

Natürlich sind die Eltern die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Allerdings hat jedes Kind den Drang zur Bewegung. Dieser wird dann im Laufe der Jahre weitestgehend unterdrückt. Wir als Erwachsene leben eher unseren eigenen unterdrückten Bewegungsdrang vor. Wenn wir also selbst keinen Sport ausführen möchten, dann sollten wir darauf achten, unsere Kinder nicht zu demotivieren. Die Kinder finden sich selbst in der Bewegung. Es kommen beispielsweise immer wieder Kinder im Grundschulalter zu uns in den Verein, die Angst haben, dass ihr Genick bricht, wenn sie mal einen Kopfstand ausprobieren. Diese Sorge ist von den Eltern gemacht und völlig unberechtigt. Die beste Motivation für die Kinder ist, es ihnen zuzutrauen!

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Capoeira Brasil: Elli mit ihrer Tochter beim Training

Sportart und Geschlecht – gibt es ‚Mädchen- oder Jungssport‘?

Es gibt keine einzige Sportart, die Mädchen körperlich nicht ausführen können, genauso wenig wie es keine Sportarten gibt, die Jungs nichts ausführen könnten. Gesellschaftlich bzw. in vielen Sportarten auch historisch bedingt, gibt es allerdings schon Mädchen- bzw. Jungssport. So finden sich im Ballett oder im Reitsport eher weniger Jungs und im Boxen oder American Football weniger Mädchen. Es gibt auch traditionelle Sportarten, bei denen die Geschlechterrolle ganz klar aufgeteilt ist (siehe zum Beispiel traditionelle Tänze) oder ein Geschlecht sogar komplett ausgeschlossen ist. Letztere sind im Breitensport so gut wie nicht zu finden. Ab dem Teenager-Alter ändert sich in der Regel körperlich (auch hormonell bedingt) die Leistungsfähigkeit der Geschlechter. Daher werden in manchen Sportarten Jungs und Mädchen getrennt, um wettkampffähig zu bleiben.

Muss ich in einen Verein?

Sportvereine bieten eine gute Organisation und Struktur und eine günstige Möglichkeit, um Sport zu treiben. Durch staatliche Unterstützung könne es sich auch sozial schwache Familien leisten, ihre Kinder in einem Sportverein anzumelden. Die Mitgliedschaft in einem Sportverein ist aber kein Muss (wenngleich allein der soziale Anschluss ein positiver Aspekt ist), um Sport zu treiben. Man kann in Parks oder Wälder, um zu laufen, zu springen und zu klettern. Ebenso gibt es private Einrichtungen, wie Tanzschulen, Fitnesscenter, usw. In Großstädten ist das Angebot groß und breit gefächert, aber organisierte Sportmöglichkeiten gibt es auch in so gut wie jeder kleineren Gemeinde und falls nicht: einfach raus! 

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Auch haben wir Elli gefragt, wie man herausfindet, welche Sportart die richtige für das Kind ist, wie es um Verletzungsgefahren steht und wie streng man als Eltern auf die Ausübung und das Training bestehen sollte.

Die Antworten lest Ihr im zweiten Teil des Interviews – demnächst hier im Ohrenflausen-BLOG!

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Auch mal um den heißen Brei herumreden

Gedanken zu Diversität im Kita-Alter

In Deutschland wird gewöhnlich recht direkt kommuniziert; d.h. es wird gesagt, wie es scheinbar ist und nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. Ein guter Freund und promovierter Germanist, der in Singapur mit Chinesisch als Erstsprache aufgewachsen ist, bezeichnete diesen direkten Kommunikationsstil mir gegenüber neulich als phantasielos und langweilig. Er sei es von klein auf gewohnt, eine blumige Sprache zu benutzen – und das sei wie ein Tanz und mache einfach Spaß.

Hm – der Gedanke war neu für mich, obwohl ich mich als interkulturelle Trainerin schon viele Jahre mit interkultureller Kommunikation beschäftige. Ich wusste, dass die direkte Art zu kommunizieren, wie sie z.B. in den USA, Deutschland oder den Niederlanden vorherrschend ist, für andere Kulturen unhöflich, respektlos oder gar aggressiv wirken kann. Nun also auch phantasielos.

Interkulturelle Kommunikation in der Kita

Und als Fachkraft im Betreuungsalltag einer Kita? Bin ich mir über meinen Kommunikationsstil bewusst und interkulturell sensibilisiert, kann ich vertrauensbildend im Elterngespräch dagegen steuern, indem ich z.B. gleichzeitig betone, welch wichtigen Platz das Kind in der Kita einnimmt und dass es zum Kindergartenalltag gehört, dass mit den Eltern das Verhalten und besondere Situationen besprochen werden.

Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, zwischen den Zeilen lesen zu lernen bzw. Kritik indirekt zu äußern. Genau das hilft aber! Wenn ich verstanden habe, dass mein Gegenüber meine sachlichen Schilderungen als Zurückweisung verstehen kann, dass sie vielleicht zu einem gefühlten Gesichtsverlust von migrantischen Eltern führen können und sich diese womöglich zurückziehen.

Eltern möchten erleben und spüren, dass sie in ihrer individuellen Art und Weise von der Kita als Erziehungspartner akzeptiert sind.

Illu Blog

Eine gute und harmonische Beziehung unter den Erwachsenen ist eine wichtige Grundlage für die pädagogische Arbeit und die Entwicklung und Entfaltung des Kindes in der Kita – und für ein Miteinander der Familien befreundeter Kinder.

Damit sich alle wohl fühlen ist es wichtig, die Lebenswelten der Kinder abzubilden und Diviersität sichtbar zu machen. Bereits im Eingangsbereich kann ein Interkultureller Kalender auf eine kultursensible pädagogische Arbeit hinweisen und signalisieren, dass alle Religionen und Kulturen mit ihren Festen und Feiertagen wahrgenommen und gesehen werden. Gibt es zum Beispiel Familien, die das Ende des Ramadan feiern oder das Lichterfest Diwali, können sie eingebunden werden und den anderen Kindern darüber berichten. So können alle voneinander lernen und beteiligt werden.

Die Bedeutung des Namens

Nicht unterschätzt werden sollte auch die Bedeutung des Namens des Kindes und der Familie. Der sensible und korrekte Umgang mit demselben zeigt Anerkennung und Wertschätzung – wird ein Name falsch geschrieben, ein Sonderzeichen weggelassen oder der Name womöglich abgekürzt, kann das abwertend oder ausgrenzend erlebt werden. Das Weglassen von Sonderzeichen kann sogar den Sinn des Wortes komplett verändern.

Manche Kita-Leitungen haben erkannt, welche Chance und Signalwirkung auch die korrekte Aussprache von Namen bietet. Bei der Anmeldung wird sorgfältig nachgefragt und in Lautschrift zusätzlich notiert, wie ein in Deutschland weniger geläufige Name korrekt ausgesprochen wird.

Ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung und ein Lernfeld für alle. Der Name von Kindern trägt oftmals eine tiefere Bedeutung oder hat familiäre, religiöse oder kulturelle Hintergründe – was die Bedeutung eines wertschätzenden Umgangs noch einmal unterstreicht.

Diese Geste lässt sich in den Alltag außerhalb der Betreuungseinrichtungen integrieren und ebnet den Weg zu einer Verbindung zwischen den Familien – unabhängig von kulturellem und religiösem Hintergrund.

Medien für Kinder

Damit sich alle wohlfühlen ist es darüber hinaus wichtig, dass Bücher und Spielsachen auch Diversität aufzeigen und keine Stereotype und Rollenklischees reproduziert werden. Alle Kinder sollten sich in den Geschichten der verwendeten Medien wiederfinden – die Heldinnen und Helden der Kinderbücher sollten z.B. unterschiedliche Hautfarben haben und gesellschaftliche Diversität widerspiegeln.

Hier gibt es noch einen großen Bedarf – das Feld sollte nicht Conny und Co überlassen werden.

Gender-Aspekte, Mehrsprachigkeit und Menschen mit Behinderung müssen dabei eine Rolle spielen und einen Platz in Puppenecke, Bauecke, Verkleidungskiste und Büchern bekommen. Hier ergibt sich für alle Kinder ein wichtiges Lernfeld für das Leben in einer heterogenen Gesellschaft: Jedes Kind ist einzigartig und besonders und bereichert die Kita durch seine Zugehörigkeit.

Eine erlebte Vielfalt an Sprachen, Äußerlichkeiten (Kleidung, Aussehen, körperliche Einschränkungen), Rollenverteilungen innerhalb von Familien oder was die Ernährung und Essgewohnheiten betrifft, sind eine große Bereicherung für alle Kinder und öffnet den Blick. Es wird früh gezeigt, dass die Welt bunt ist – und dass voneinander gelernt werden kann, anstatt Verschiedenheit als Bedrohung zu sehen.

Da fällt mir eine Anekdote aus der Kindergartenzeit meiner Kinder ein. Die beiden hatten von den englischen Großeltern nach einem Englandbesuch ein Päckchen „Crisps“ in ihrer Brotzeittasche, was leider zu großem Ärger in der Kita führte. Der Hinweis auf gesundes Essen war sicher gut gemeint, hinterließ unterschwellig jedoch eine gefühlte Ablehnung der familiärer Wurzeln (in England gehören kleine Chips-Tüten als Beilage zu Sandwiches dazu …).

‚Woher kommst du eigentlich?‘

Das Postulat der Gleichberechtigung gilt für alle – viele Kinder und Familien fühlen sich im Kita-Alltag dennoch ausgegrenzt, wenn sie sich z.B. durch ihre Hautfarbe von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden. Sie finden sich nicht nur, wie oben erwähnt, selten in Kinderbüchern und Spielmaterialien repräsentiert, sondern erleben Ausgrenzung noch auf ganz andere Weise, wenn ihnen die Frage „Woher kommst Du eigentlich?“ gestellt wird. Auch wenn die Frage in keiner bösen Absicht gestellt wurde und scheinbar Interesse signalisieren soll, so unterstellt sie implizit, dass die Person nicht diesem Land zugehörig sein kann und sich erklären muss. Jemand der als Deutsch wahrgenommen wird, müsse anders aussehen, so ist letztlich die Botschaft, die dahinter steckt. Ausgrenzung bzw. Othering findet auch über Exotisierung statt – Klassiker dabei ist z.B.  das Anfassen der Haare von Schwarzen Kindern.*

Rezept für das Gelingen von Interkulturellem Miteinander?

Vielfalt ist eine Bereicherung, die uns aber auch aus der Komfortzone herausholt und täglich fordert, zumal es keine Gebrauchsanweisungen oder Rezepte für das Verhalten in interkulturellen Begegnungen gibt. Denn letztlich ist jede Situation anders und einzigartig – genau wie die Menschen, die daran beteiligt sind.

Hilfreiche Zutaten lassen sich hingegen sehr wohl identifizieren – dazu gehören eine offene Haltung, Empathie, Kreativität, Flexibilität, eine große Portion Humor und die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen.

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*„Don’t touch my Hair“ lautet der Titel eines US-amerikanischen Kinderbuches von Sharee Miller, das Kinder stark machen und zum Nein-Sagen anregen soll. Ein aus meiner Sicht pädagogisch sehr wertvolles Kinderbuch für kleine und große Kinder aller Haar- und Hautfarben. Weitere Buchtipps für mehr Vielfalt finden sich in einem der nächsten Blog-Artikel.

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